Wie können große Wunden bei Alpakas versorgt werden?

Gibt es eine Möglichkeit, einzuschätzen, wann es keine Aussicht auf Heilung mehr gibt? Die Geschichte von "Humphrey" sollte uns motivieren, nicht aufzugeben.

Zuerst die einfache Antwort auf den zweiten Teil der Frage: nein!

Es ist erstaunlich, wie groß die Heilungsmöglichkeiten bei Alpakas sind. Deshalb kann nie eingeschätzt werden, ab wann sich ein Behandlungsversuch voraussichtlich lohnt oder wann es keine Chance gibt. Als Beispiel möchte ich den Verlauf der Verletzung unseres Hengstes "Apolls Humphrey B." bringen.

Er wurde von einem anderen Hengst nachmittags/abends am rechten Vorderbein verletzt. Dabei wurde ein großer Teil der Außenseite der Haut des Beines und ein Teil der Muskulatur vom eigentlichen Unterarm ("Oberarm") und fast alle Haut vom "Unterarm", dem eigentlichen Mittelfuß ab- bzw. herausgerissen. Weil auch viele Haare ausgerissen wurden und diese die Wunde verklebten, war sie am nächsten Morgen in ihrem Ausmaß zunächst gar nicht erkennbar. Erst als der Tierarzt die Wunde freilegte, wurde die ganze Ausdehnung sichtbar.

In Narkose wurde zunächst die Wunde in der Klinik des Tierarztes gründlich gereinigt und desinfiziert. Anschließend erfolgte die weitere Wundversorgung bei uns auf dem Hof.

Natürlich tut es weh, wenn eine offene Wunde zur Reinigung berührt wird. Es ist aber keinesfalls gesund, ein Tier täglich zu sedieren, nur um es behandeln zu können. So bekam "Humphrey" folgendes:

  • Antibiotika.

  • entzündungshemmende Schmerzmittel in den ersten Tagen.

  • Uns ist natürlich bekannt, dass diese bei längerer Anwendung Magengeschwüre verursachen können. Aber in dem von uns mit der Firma Eilers zusammen entwickelten Futter sind zwei Stoffe drin, die auch in frei verkäuflichen Magenmedikamenten dafür sorgen, dass eine Magenübersäuerung entstehen kann.

  • Weil eine so schwere und große Wunde einen starken Eiweiß- und Kalorienverlust zur Folge hat, haben wir ihm reichlich von diesem Futter zur völlig freien Verfügung gegeben. Seinem Kumpel "Quatermain" hat es ebenfalls nicht geschadet.

  • Täglich wurde die Wunde dann mit Prontosan gespült, abgestorbenes Gewebe vorsichtig entfernt und ein Wundverband angelegt, der möglichst wenig mit der Wunde verkleben konnte.

  • Zu Beginn haben wir Verbandsplatten verwendet, die zusätzlich mit Silber behandelt waren. Dies bremst das Keimwachstum.

  • Vor dem Auflegen dieses Wundverbands sprühten wir noch Vitamin-E-Spray auf. Es ist ein sehr gutes Desinfektionsmittel, das außerdem stark wundheilungsfördernd wirkt.

Weil wir am Anfang auch keine großen Hoffnungen hatten, haben wir zunächst keine Fotos gemacht. Vor allem die fehlende Haut machte uns große Sorgen. Aber nach etwa einer Woche konnte man erkennen, dass die Haut an den Rändern begann, über die Wunde zu wachsen. Eine Sehne allerdings ist abgestorben und musste herausgenommen werden. Bis heute hat er dadurch allerdings keine Einschränkungen.

Sogar am Mittelfuß, der ja fast "abrasiert" war, kamen überall kleine Hautinseln aus dem Restgewebe, die sich zunehmend zu einer vollständigen Hautschicht verbanden. Unglaublich, aber wahr: sogar hier wuchs auch wieder Haar, sodass bis auf eine kleine und sehr feine Narbe von den ganzen bösen Verletzungen nichts mehr zu sehen ist.

Besonders faszinierend: der teilweise entfernte Muskel und die dazu gehörende abgestorbene Sehne haben zu keinem Funktionsausfall geführt: "Humphrey" ist wieder völlig fit und kann das ehemals verletzte Bein völlig normal bewegen.

Für uns ist der Verlauf wie ein Wunder, das hoffentlich auch andere Besitzer ermutigt, es zumindest zu versuchen, selbst wenn der Tierarzt keine Chance mehr sieht. Die Heilungskräfte von Alpakas scheinen wesentlich größer zu sein als die anderer hiesiger Tiere.

Humphreys Bein 1
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Humphreys Bein 2
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