Chlamydien bei Alpakas - auch gefährlich für uns?

Chlamydien kennen besonders Frauen als “Geschlechtskrankheit” beim Frauenarzt. Sie können ohne Symptome sehr gefährliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern haben. Deshalb sollten sich Menschen regelmäßig darauf testen lassen. Doch auch unsere Alpakas können davon betroffen sein und ein Risiko für uns Menschen darstellen. Wir klären in folgendem Artikel über die Gefahren von Chlamydien bei Alpakas auf.

Was sind Chlamydien?

Chlamydien sind sehr kleine Bakterien, die verschiedene Erkrankungen auslösen können. Einige davon treten nur bei Menschen, andere nur bei Tieren auf. Zwei von ihnen können aber sowohl Mensch als auch Tier befallen und erkranken lassen: Chlamydia psittacii (eine Vogelkrankheit - Ornithose - , die beim Menschen ebenfalls gefährlich ist) und Chlamydia abortus, ein Erreger, der bei Mensch und Tier Früh-/Fehl- und Todgeburten auslösen kann.

Um die Gefährlichkeit dieser Erreger zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie sie leben und sich vermehren. Hier liegt der Grundstein für ihre schwierige Behandlung und ihr immer wiederkehrendes Aufflackern. Chlamydien kommen im Laufe ihrer Entwicklung in 2 Formen vor: Als winzige Elementarkörperchen schwimmen sie in Blut und Körperflüssigkeiten und können so andere Zellen infizieren und sich verbreiten, aber nicht vermehren. Dabei werden sie auch von Tier zu Tier oder Tier zu Mensch übertragen. Um sich zu vermehren, dringen sie in die Körperzellen des befallenen Tieres/Menschen ein und benutzen Strukturen dieses Wirtes, die sie ihm so ähnlich machen, dass es seinem Immunsystem schwer fällt, sie zu erkennen und abzutöten.

Von diesen Wirtszellen schwärmen sie wieder als Elementarkörperchen in einer Vielzahl immer wieder aus und infizieren neue Zellen. Durch Antibiotika behandelbar sind fast ausschließlich die schwärmenden Formen außerhalb der Zellen, weshalb mit antibiotischer Behandlung keine Heilung, nur eine Reduktion erreicht werden kann. Das bedeutet natürlich, dass es kaum möglich ist, eine einmal stattgefundene Infektion auszuheilen. Bei gutem Immunsystem ist der Körper aber sehr wohl in der Lage, die schwärmenden Keime abzutöten und die Vermehrung in den Zellen zu bremsen, so dass es kein Fortschreiten und keine Infektion anderer Tiere gibt.

Für uns Alpaka-Besitzer und Züchter ist Chlamydia abortus von großer Bedeutung. Dieser Keim löst das „seuchenhafte Verlammen“ hervor, das heißt: Früh- und Fehlgeburten, aber auch Geburten lebensschwacher Fohlen, die sofort oder wenige Tage nach der Geburt sterben. Er kann bei allen Wiederkäuern, aber auch Pferden und anderen Tierarten sowie selten auch beim Menschen auftreten.

Wie wird Chlamydia abortus verbreitet?

Direkt von Tier zu Tier oder Mensch zu Mensch ist dieser Keim glücklicherweise nicht ansteckend, weil er nicht über den Speichel abgegeben wird. Aber unglücklicherweise löst die zunehmende Hormonumstellung in der tragenden Stute in den letzten Monaten der Trächtigkeit eine starke Vermehrung und ein massenhaftes Ausschwärmen der Erreger aus. Bei sehr guter Immunitätslage und guter Allgemeinverfassung vor allem schon länger infizierter Stuten mit „trainiertem“ Immunsystem kann dennoch der Erreger schnell genug in Blut und Gewebe abgetötet werden, so dass nichts passiert und eine gesunde und nicht infektiöse Geburt stattfindet.

Ist die tragende Stute aber noch nicht lange infiziert und hat deshalb noch nicht genug Abwehrstoffe gegen diesen Erreger oder ist eine eigentlich immun-trainierte Stute in einem schlechten Allgemeinzustand, kann sie die plötzliche Vermehrung und Ausbreitung des Erregers auf die Gebärmutter nicht verhindern. Die Infektion führt je nach Zeitpunkt zu einer Früh- oder Fehlgeburt oder zur Geburt eines schwer infizierten Fohlens, das sofort oder kurz nach der Geburt sterben muss.

Diese Geburten sind aber auch für die gesamte Umgebung problematisch: da alle „Geburtsmaterialien“, also Fruchtwasser, Placenta und das Fohlen reichlich Keime enthalten, werden alle diese Materialien auf Kontakt den Erreger weitergeben. Unglücklicherweise überleben Chlamydien im Extremfall monatelang z.B. auf einer Weidestelle, wo eine infektiöse Geburt stattgefunden hat, aber auch an Geräten. Andere Tiere, die z.B. hier später grasen oder anderweitig Kontakt mit kontaminierten Stellen oder Gegenständen haben, nehmen den Erreger über die Schleimhäute auf und werden so angesteckt.

Dasselbe findet natürlich auch im Stall statt, betrifft auch die Menschen, die bei Mithilfe den Erreger an den Händen, aber auch an Handschuhen, Handtüchern u.a. aufnehmen und weitergeben können. Auf diese Art und Weise kann durch eine einzige „positive“ Geburt in kürzester Zeit eine Infektion einer ganzen Herde stattfinden und in der Folge zum Verlust aller Fohlen, bei bisher nicht infizierten Stuten auch nach Monaten noch, führen (deshalb der Begriff „seuchenhaftes Verlammen“).

Da es sich bei dieser Krankheit um eine Zoonose handelt (eine Krankheit, die vom Tier auf Menschen übertragbar ist), kann eine schwangere Frau, die bei einer solchen Geburt mithilft, infiziert werden und erleidet das gleiche Schicksal wie die Tiere: eine Früh- oder Fehlgeburt wird ausgelöst!

Der Erreger kann aber auch beim Deckvorgang übertragen werden, wenn Stute oder Hengst gerade schwärmende Erreger im Gewebe haben. Da Hengste (wie Männer auch) keine Erkrankungszeichen zeigen, besteht keine Möglichkeit, am Verhalten eine Erkrankung und ihr Stadium zu erkennen.

Wie kann ich eindeutig nachweisen, ob ein Tier eine Infektion durchgemacht hat oder infektiös ist?

Zunächst: leider ist es nicht möglich, eine Infektiosität sicher nachzuweisen oder auszuschließen. Der zuverlässigste Bluttest zum Nachweis einer stattgefundenen Infektion und Auseinandersetzung mit Chlamydien ist der ELISA-Test im Blutserum. Die Höhe eines positiven Titers kann hier ein Hinweis auf die Schwere der Erkrankung sein, ist aber nicht sicher aussagefähig: jeder positive Titer kann bedeuten, dass das Tier jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt infektiös ist oder sein wird. Ein KBR-Test ist aus mir nicht bekannten Gründen bei Alpakas offensichtlich nicht sicher, bei meinen eigenen Tieren konnte selbst eine Uniklinik bei über 50% der Proben keinen KBR-Test zuverlässig durchführen und beurteilen. Der bei Pferden übliche Gebärmutterhalsabstrich ist beim Alpaka nur für Spezialisten möglich, weil sehr riskant (Verletzungen).

Welche Konsequenzen hat das für mich als Züchter?

Zunächst: befallene, „positive“ Alpakas müssen nicht isoliert oder aus der Zucht genommen werden, schon gar nicht „gemerzt“, wie ein Tierarzt zu meinem Schrecken vor Jahren zu mir sagte: sie sind ja nur unter der Geburt und beim Decken potentiell infektiös. Aber jeder Züchter sollte Wissen, ob seine Stuten oder Hengste positiv oder negativ sind, um seine Vorsichtsmaßnahmen zu treffen:

Soll eine positive Stute von einem negativen Hengst gedeckt werden, muss einer von beiden durch ein Tetracyclin-Präparat (Antibiotikum) geschützt werden, damit er/sie den Erreger nicht abgeben oder aufnehmen kann. Sind beide Tiere positiv, muss natürlich keine Maßnahme ergriffen werden. Das sollte aber nicht dazu führen, zu sagen: „dann infiziere ich einfach meinen gesamten Bestand, dann ist Ruhe“: Jede frisch infizierte Stute verliert ja mindestens das der Infektion folgende Fohlen! Und „positive“ Stuten können trotz jahrelanger unauffälliger Geburten bei späterer schlechter Allgemeinverfassung erneut eine Fehl-/Frühgeburt erleiden und wieder infektiös sein.

Da für schwangere Frauen der Aufenthalt bei möglicherweise positiven Geburten ein extremes Risiko ist, müssen Sie in Frage kommende Mitarbeiterinnen oder Besucherinnen über diese Gefahr aufklären.

Es sollte unser Bestreben sein, diese bei Alpakas leider relativ häufig auftretende Erkrankung zumindest in Grenzen zu halten, vielleicht sogar zurückzudrängen. Wer sich zu diesem Thema weiter informieren möchte, findet im Internet eine Fülle guter Artikel. Ich kann besonders folgende Seite empfehlen: http://www.unipublic.unizh.ch/magazin/gesundheit/2007/2668.html

Autorin:

Dr. Angelika Freitag, Aabach-Farm Ladbergen

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